Gemeinschaft

Regionaltag mit Markus Merz über gewaltfreie Kommunikation

Zwei bis drei Mal pro Jahr treffen wir Schwestern aus Österreich und Deutschland uns, um miteinander über ein Thema in Austausch zu sein. Am 15.9.2018, dem Patrozinium, also quasi Namenstag unserer Gemeinschaft, trafen wir uns gemeinsam mit Markus Merz zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“.

Herr Merz begann mit einem Gebetsimpuls:

Salomo, der junge König, hat einen Wunsch frei und erbittet von Gott ein hörendes Herz. Abgeschlossen wurde der Impuls mit dem Kanon „Schweige und höre“.

Wir waren nun ganz Ohr und Hr. Merz stellte drei Ebenen der Kommunikation vor, die er uns schon in Vorbereitung auf den Tag geschickt hat:

  • Selbsteinfühlung – Kontakt zu mir selbst, was ich fühle, was ich brauche. (Die Selbsteinfühlung wird oft übersprungen und wir sind gleich beim anderen.)
  • Den Nächsten wahrnehmen – Wie geht es der anderen Person? Warum handelt sie so? Warum sagt sie das? Was braucht sie?
  • Nach außen treten – Aussprechen, was in mir ist. Was ich tue oder nicht tue, entscheide ich bewusst. Ich äußere eine klare Bitte oder setze eine Grenze. Aufrichtig etwas tun, sagen oder lassen.

Die drei Ebenen nennt er auch Selbstklärung – Empathie – Aufrichtigkeit. Diese Schritte laufen in uns meist automatisch innerhalb kurzer Zeit ab.

Wenn ich wie Salomo einen Wunsch frei hätte, was wünschte ich mir?

Wir haben viele Bedürfnisse. Die Menschen haben vom Nordpol bis zum Südpol die gleichen Bedürfnisse. Nicht nur heute haben Menschen diese Bedürfnisse, schon unsere Vorfahren hatten sie.

Jede Schwester bekam die gesamte Liste der Bedürfnisse, die wir auch auf der Pinnwand lesen konnten, und wir bekamen die Aufgabe, die eigenen Bedürfnisse zu markieren und sie in Kleingruppen auszutauschen, auch darüber, welche Bedeutung dieses Bedürfnis für mich hat und in welcher Strategie es sich konkret ausdrückt.

Im Plenum konnten wir unsere Bedürfnisse nennen und die Schwestern, die dasselbe Bedürfnis hatten, konnten sie wiederholen. So entstand ein origineller Bedürfnis-Cluster.

Kurz vor Mittag stellte Hr. Merz uns noch zwei Tiere vor, die beide Teil von jeder von uns sind:

Die Giraffe: sie hat das größte Herz. Sie schaut mit einem barmherzigen Blick auf uns, sieht die Dinge von einer Distanz und ist ganz Ohr. – Wir können von der Leichtigkeit der Giraffe lernen.

Auch der Wolf lebt in uns. Er knurrt und nörgelt. Dabei verwendet der Wolf (in uns) oft „Waffen“ wie:

  • Forderung – „Bis morgen ist das erledigt“
  • Verdienen – „Das hast du verdient“
  • Tradition – „Das machen wir schon immer so“
  • Vorwurf – „Das gehört sich so nicht“
  • Vergleiche – „Du bist die beste Kuchenbäckerin“
  • Urteil – „Das ist gut, das ist falsch“
  • Geheim – „Das behalten wir für uns“
  • Tabus – „Darüber wird nicht gesprochen“
  • Oben / unten – „Die da oben haben das entschieden“
  • Fehler – „Hättest du damals nicht gesagt“
  • Etiketten – „Du bist die Schnelle“
  • Beschuldigung – „Sie ist schuld!“
  • Keine Wahl – „Jetzt muss entschieden werden“ usw.

Der bewertende Wolf und die barmherzige Giraffe sind in uns und dürfen in uns sein. Der Wolf ist nichts Böses. Er will gesehen, gehört und verstanden werden.

Nachmittags haben wir uns mit Fallbeispielen auseinandergesetzt. Einige Schwestern bekamen Themen vom knurrenden Wolf, wie „Geheim“, „Forderungen“ und „Ordnung halten“. Die Schwestern spielten die kurzen Szenen vor, dabei wurde versucht, die Bedürfnisse wie Achtsamkeit, Einfühlungsvermögen, etc. zu erkennen. Und wir suchten die jeweilige Strategie, wie alle Beteiligten ihre Bedürfnisse ansprechen und leben können.

Am Ende ging es immer um die drei Ebenen, die uns am Beginn vorgestellt worden sind: Selbsteinfühlung, den Nächsten wahrnehmen und nach außen treten.

Zum Schluss konnten wir auf Papier-Kuchenstücke schreiben, was wir uns für die Gemeinschaft wünschen und was ich für mich persönlich mitnehme (siehe unten).

Für mich persönlich war es ein wertvoller Regionaltag. Herr Merz hat uns mit seiner geschickten Strategie einbezogen, so dass es mein und unser aller Regionaltag wurde. Die Arbeitsaufträge hatten uns nicht überfordert. Es hat richtig Spaß gemacht. Er hat die Leichtigkeit der Giraffe und den knurrenden Wolf in uns lebendig werden lassen. Vergelt’s Gott!

Sr. Beate

Hier folgen die Aussagen, die wir in Kleingruppen auf die 9 Tortenstücke geschrieben haben. Das 10. Tortenstück blieb leer, da wir den Weg ja noch weitergehen.

Regionaltag am 15. September 2018
Was ich mir für meine Gemeinschaft wünsche:

  • Wolfsaussagen sind da à ihnen auf die Schliche kommen
  • „Luft holen“ zwischen Reiz und Reaktion
  • Eigene Bedürfnisse ins Gespräch
  • bringen und gemeinsam neue Strategien erfinden
  • Wertschätzung
  • Fürsorge
  • Gemeinschaft
  • Aufeinander hören
  • Vertrauen; Ehrlichkeit
  • Dank
  • Nicht jede in die gleiche Schublade stecken
  • Die Einmaligkeit der anderen wertschätzen
  • Uns die drei Schritte bewusst machen: Selbsteinfühlung, den Nächsten wahrnehmen und nach außen treten
  • Die Giraffensprache lernen
  • Bedürfnisse und Strategien wahrnehmen und ins Gespräch bringen
  • Gewaltfreie Kommunikation einüben und leben
  • Gewaltfreie Kommunikation als Hilfe für das Gemeinschaftsleben
  • Im Umgang miteinander ist etwas gewachsen. Wir haben Impulse für das Verhalten, gute Anregungen für das Verhalten im Alltag empfangen. Der Tag hat uns näher zusammengeführt in den Schwierigkeiten des Alltags.
  • Wahrnehmen und akzeptieren
  • Kontakt mit mir aufnehmen
  • Gefühle wahrnehmen
  • Sich selbst annehmen
  • Bedürfnissen, die uns wichtig sind, nachspüren und sie aussprechen
  • Austausch: Wo ist das Leben gelungen? à einander bereichern durch unser Mitteilen
  • Die Symbolsprache war für uns hilfreich und einflussreich
  • Mut aufbringen, Probleme anzusprechen, die mich belasten
  • Vorgeschichte der Schwester wahrnehmen
  • Achtsam / einfühlsam
  • Richtig zuhören
  • Sicht von Wolf und Giraffe – steckt in jeder von uns
  • Wohlwollen; Klarheit; Empathie
  • Bedürfnisse und Bedeutung sollen ins Wort kommen – mit dem Wunsch, dass diese Bedürfnisse ernst genommen werden.
  • Hinter der Strategie das Bedürfnis erfragen
  • Das Bemühen, mich klar mitzuteilen!
  • Die Bereitschaft, auf die Wünsche und Bedürfnisse einzugehen!
  • In Ehrlichkeit und Wertschätzung jeder Schwester das Vertrauen in der Gruppe zu stärken
  • Gleichheit
  • Gemeinschaft lieben
  • Zuhören
  • Wohlfühlen
  • Ordnung
Markus Merz im Dialog mit Sr. Meinrada   
Wir probieren Gespräche aus – was könnten die Bedürfnisse dahinter sein? Und welche Kompromiss können wir ganz konkret finden?

Markus Merz im Dialog mit Sr. Margarita
 
Austausch in Kleingruppen

Unsere „Torte“ mit den Inhlaten und Wünschen, die wir in den Alltag mitnehmen wollen
 
Wir sind dankbar für den Tag mit Markus Merz!