Schon ein Monat im Südsudan

Nachdem ich jetzt schon eine Woche hier in Malakal bin und genau ein Monat im Südsudan, schreibe ich wieder ein paar Eindrücke.
Gestern war eine Art Einkehrvormittag von 8:30 bis 13:00 für die Priester und Ordensleute der Diözese Malakal im Pastoralzentrum – einem nicht sehr großen Raum und daneben ein überdachter Vorraum. Wir waren vielleicht insgesamt 12 Leute. Eine Combonischwester hielt die beiden Impulse zum Thema Freude. Es war interessant zu erleben, wie so ein Einkehrtag aussieht. Vom Impuls hab ich mir nicht sehr viel mitnehmen können. Aber wir hatten eine Stunde Stille und da ging ich auf der Straße spazieren und lies die Armut und den Schmutz auf mich wirken. Bei manchen Straßen ging es nicht weiter, oder der Geruch war so unangenehm, dass ich umkehrte. Gleichzeitig versuchte ich den Leuten immer wieder einen guten Morgen zu wünschen und bekam sehr oft ein lächelndes How are you zurück. Viel Weiße sind hier ja nicht zu sehen und so war ich eher eine „seltene Erscheinung“.
messeHeute war die Messe recht kurz – nur 1,5, Stunden. Neben mir hatte ich zwei total verkehlte Kindergartenkinder. Der größere Bub schnäuzte sich immer in die Hand und wischte sich dann die Hand an der bloßen Fußsohle ab. So wie viele hier hatte er keine Schuhe an, was bei diesem schlammigen Wetter gut nachvollziehbar ist. Ich musste instinktiv an Franziskus und den Aussätzigen denken. Zum Friedensgruß gebe ich natürlich allen die Hand – eine schöne Verteilung der Bakterien. Hier höre ich auf zu denken. Ich bin froh, dass ich gesund bin und hoffe, es zu bleiben.
Nächste Woche beginnt ein Englischkurs (Beginn 9:00). Nachdem Malakal an der Grenze zum Sudan liegt, wird hier großteils Arabisch gesprochen. 30 Personen haben sich angemeldet, um Englisch zu lernen. Ich habe 15 Personen, die gar kein Wort Englisch können – immer zwei Stunden pro Tag. Da muss ich mir viel einfallen lassen. Daneben hab ich auch zwei Stunden meine angehenden Lehrer, die aber bisher leider nie alle 10 da waren. Viele haben Malaria oder müssen für ihre Familie sorgen (vor allem die Frauen, denn ein Mann kocht nicht). Das macht es etwas mühsam. Am Freitag waren nur zwei da, aber auch diese wollen etwas lernen. So bin ich ständig am Umstellen und neu überlegen, was sinnvoll für sie ist. Um 16:00 ist der Unterricht zu Ende und dann bin ich 1,5 Stunden in der Bibliothek und helfe Sr. Carolyne die bereits vorhandenen Bücher zu katalogisieren. Um 18:15 beten wir gemeinsam. Die letzten drei Tage hatte ich das Gebet zum Vorbereiten. Ich glaube, sie sind auch sehr dankbar, einmal einen neuen Impuls zu hören. So gebe ich mir Mühe, mir immer wieder neu Gedanken zu machen. In der Früh haben wir um 7:15 Messe und das Brevier ist still.
Die Dinge, die im Haus zu tun sind, geschehen zwischendurch. Am Abend spielen wir meist noch 3-4 Runden Karten und das ist auch recht schön. Nachdem SSS hier Solarbatterien hat, gibt es auch oft Licht im gemeinsamen Aufenthaltsraum. Recht unregelmäßig schaltet die Stadt ihren Generator ein. So geht der vorhandene Kühlschrank fast nie, aber es reicht meistens, um die Solarbatterien aufzuladen. Die Solarzellen, die am Dach angebracht waren hat der Sturm vor ca. einem Monat heruntergeweht und die sind noch nicht repariert bzw. erneuert. Alles braucht hier seine Zeit.
So, das war ein Kurzbericht – eine ungefähre Schilderung meines Tagesablaufs – unterbrochen von fast ergebnislosen Versuchen die vielen Fliegen von meinem Gesicht (vor allem meinen Ohren) fernzuhalten.
Einen lieben Gruß
Gudrun

Dieser Beitrag wurde unter Neuigkeiten aus dem Südsudan veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.