Die internationale Fortbildung am 17. Mai über den Sonnengesang für alle SSM-Schwestern hat mir einige Punkte wieder deutlicher bewusst gemacht:
- Es geht um die dreiteilige, kreisförmige Bewegung zwischen Leben – Liebe – Tod als Mittel zur endgültigen Befreiung.
- Der gesamte Hintergrund des Sonnen-gesangs ist der einer verwundeten Schöpfung und Menschheit – verwundet durch Ungehorsam, den Ungehorsam der Urahnen Adam und Eva, die Gott, dem Schöpfer, untreu wurden.
- Der Sonnengesang ist aus dem Schmelz-tiegel des Lebens, aus Schmerz, Leid, innerer Ungewissheit und Zerrissenheit entstanden.
- Schmerz ist nie weit entfernt von der Erfahrung der Verwandlung und der Geburt einer neuen Hoffnung, eines neuen Lebens. Doch selbst in der Krise und im Schmerz erinnert uns Franziskus im Gotteslob und im Sonnengesang daran, dass das Gute, die zentrale Eigenschaft von Gottes Schöpfung, durch die Dunkelheit hindurch scheinen wird.
- Wunden sind ein Fragezeichen über die Existenz. Eine offene Wunde erlaubt es uns, in den Körper hineinzuschauen, um zu entdecken, was darunter liegt, die Strukturen und Prozesse, die die Oberfläche, das Äußere, stützen. Wunden können uns zu größerem Vertrauen führen, und eröffnen uns einen Weg zur Vergebung und Versöhnung.
- Leben-Liebe-Tod-Befreiung: Das ist der Rhythmus des kosmischen Lobgesangs, den Gott dem heiligen Franziskus ins Herz gesungen hat. Es ist das Geschenk der Dankbarkeit, das in den inneren Tiefen seiner Seele nicht mehr festgehalten werden konnte und im Sonnengesang aus ihm heraussprudelt. Das Ende aller Dinge und des ganzen Lebens, ist nicht der physische Tod. Vielmehr ist es die Erkenntnis, dass alles und jede:r im Leben ein Geschenk ist.
- Franziskus hatte eine Sicht der ökologischen Geschwisterlichkeit, die ihn befähigte, alle Dimensionen des Lebens zu umarmen, einschließlich des Todes.
- Der Sonnengesang beginnt dort, wo wir mit Maria, mit Franziskus und Klara, mit der zerbrechlichen Menschheit und der verwundeten Schöpfung unter dem Kreuz Christi stehen und zulassen, dass Gottes Lied langsam in unserem Herzen Wurzeln schlägt und uns auf den Weg der Versöhnung und zurück in das Herz des dreieinigen Gottes führt.
Sr. Gudrun