Die Bibel verständlich machen

Am 19. Februar besuchte ich eine Fortbildung zum Thema „Die Bibel in Leichter Sprache – Ein Übersetzungsprojekt, das es in sich hat“.

Dipl.-Theol. Dieter Bauer vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart hielt den sehr lebendigen Vortrag, der von praktischen Beispielen und Übungen durchzogen war.

„Leichte Sprache“ bezeichnet eine barrierefreie Sprache mit einfachen Sätzen. Sie wurde für Menschen mit Lernbehinderung und Demenz entwickelt, aber auch für Personen, die nicht gut Deutsch sprechen oder lesen können. Das Ziel ist die Textverständlichkeit. Das macht die Übersetzung in „Leichte Sprache“ natürlich auch für viele Menschen attraktiv, die mit dem Verstehen der Bibel ihre Schwierigkeiten haben.

Da ich diese Übersetzung schon manchmal für die Vorbereitung der Bibelnachmittage verwendet habe, interessierte mich diese Fortbildung.

Eine Besonderheit der „Leichten Sprache“ ist die Exformation, das heißt, dass verstecktes Wissen aus dem Text ausformuliert (=exformiert) wird. Ebenso wird auf bildhafte Sprache besonders achtgegeben, weil Bilder immer mehrdeutig sind.

Ich lade euch ein, einmal einen Bibeltext herzunehmen und zu versuchen, ihn in „Leichter Sprache“ zu schreiben. Im Bild das Praxisbeispiel, das ich mit meiner Nachbarin bei der Fortbildung übersetzt haben.

Es gibt ein Regelwerk für die „Leichte Sprache“, das sich in drei Punkte gliedern lässt:

  1. Einfache Sprache: Die einfache Sprache zeichnet sich aus durch kurze Sätze (nur eine Aussage pro Satz), kurze Worte, einfachen Satzbau; abstrakte Begriffe, Redewendungen, bildhafte Sprache und Vergleiche werden vermieden; zusammengesetzte Hauptwörter werden durch einen Bindestrich (oder durch den MedioPunkt) getrennt. Es geht um ein klares und anschauliches formulieren.
  2. Wortschatz: für gleiche Dinge werden die gleichen Worte (Wortwiederholungen sind erwünscht), auch bekannte, umgangssprachliche Worte verwendet; Abkürzungen und Konjunktive werden vermieden.

– statt passiv –> aktiv verwenden

– statt Ziffern –> Zahlworte

– statt negativer Sprache (nicht, kein) –> positive Formulierungen

– statt Genetiv –> Dativ (des Lammes –> von dem Lamm)

– statt Fremdwörter –> deutsche, bekannte Begriffe oder Umschreibungen

– statt Verben –> Substantive

  1. Schriftbild: Man verwendet eine einfache Schrift ohne Serifen (z.B. Arial, Lucida, Verdana, Century Gothic, …), die Schriftgröße ist mind. 14 Punkt, der Zeilenabstand 1,5.

Die biblischen Texte bieten eine besondere Herausforderung, denn es geht um religiöse Sprache. Doch wie können wir vom Göttlichen reden? Religiöse Texte reden von etwas, von dem man nicht sprechen kann. So muss die Sprache dem Göttlichen Raum geben. Ein guter religiöser Text lässt etwas offen, wo der / die Lesende seinen/ihren Raum findet, sich selbst im Text findet.

Unter www.evangelium-in-leichter-sprache.de kann die Bibel in Leichter Sprache im Internet gefunden werden. alle Sonntagsevangelien können in Leichter Sprache heruntergeladen werden. die Texte werden durch Bilder, Hilfestellungen zu Interpretation und Anregungen ergänzt.

Sr. Elisabeth Knapp

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